Montag, 10. Februar 2014

Warum man sich ständig bemühen muss, die Fehler, die man erkennt, auszurotten

8. Der Herr sprach einst zur hl. Angela von Foligni: "Von jenen, welche ich berufen habe, dass sie mir auf vollkommene Weise dienen, und die dennoch den gemeinen Weg nicht verlassen wollen, werde Ich mich ganz zurückziehen." 
Wer also ungeachtet der göttlichen Anregungen in Gewohnheitssünden dahinlebt, ohne an Besserung zu denken, wird mit Recht der besonderen göttlichen Hilfe beraubt und daher kaum selig werden.

Der heilige Augustinus sagt deshalb auch: "Gott pflegt jene nachlässigen Seelen zu verlassen, die mit offenen Augen und bedachtsamer Weise ihren Pflichten, die sie doch erkennen, nicht nachkommen, und sie nicht achten."  
Hierauf deutet jenes Wort, das der Herr zu dem heiligen Petrus gesprochen: "Wenn  Ich dich nicht wasche, so wirst du keinen Teil an Mir haben." (Johann. 13,3) Mit diesen Worten meinte der göttliche Heiland gewiß nicht die leibliche Reinigung, sondern die geistliche Tilgung der läßlichen Sünden, durch welche die Seele, die zur Vollkommenheit berufen ist, wenn sie sich nicht von ihnen reinigt, in die Gefahr gestürzt wird, ewig zu Grunde zu gehen.

9. Es ist wahr, sagt P. Alvarez, dass auch heilige Seelen, die sich der göttlichen Liebe ganz geweiht haben, von Fehlern und läßlichen Sünden nicht völlig frei sind. Sie befleißen sich aber unaufhörlich, ihr Leben zu bessern und ihre Fehler und Sünden zu vermindern; wie kann aber jene Seele, welche läßliche Sünden aus Gewohnheit begeht und zu begehen fortfährt, ohne darüber weder einen Kummer zu haben, noch an Besserung zu denken, wie kann sie, frage ich, sich davon losmachen, und die Gefahr in schwere Sünden zu fallen, vermeiden? — 

Der ehrwürdige P. Ludwig von Ponte sagt: „Ich habe viele Fehler begangen, nie habe ich aber mit denselben Frieden gemacht." Wehe jenen christlichen Seelen, welche die Fehler und Sünden, die sie begehen, erkennen und sie dennoch nicht auszurotten suchen! — „So lange eine Person ihre Sünden verabscheut," schreibt der heilige Bernard, „ist Hoffnung da, dass sie sich bessern und auf den guten Weg wiederkehren werde; wenn sie aber dieselben begeht, und in der Seele ruhig bleibt, ohne die Sünden zu verabscheuen, wird sie von Tag zu Tag schlimmer werden." 

Denn Fliegen, die in einer Salbe sterben, verderben deren g u t e n G e r u ch (Ekkl. 10,1). Diese toten Fliegen, sagt Dionysius der Karthäuser, sind gerade jene Sünden, die in der Seele bleiben, nämlich: der alte heimliche Groll, die unordentlichen Neigungen, die Eitelkeit, Unmäßigkeit, Uneingezogenheit der Augen oder Worte*; jene Sünden, welche begangen aber nicht verabscheut werden; was stiften diese Böses? 
Sie verderben den guten Geruch, das heißt die Andacht bei den Kommunionen, im Gebete, bei den Besuchungen des allerheiligsten Altarssakramentes, so dass die Seele dort weder Salbung noch Trost findet.

* das heißt ständig neugierig überall herumzugucken oder unnütze Worte zu reden