Montag, 17. Februar 2014

Was "weil du lau bist, werde Ich dich ausspeien aus Meinem Munde " bedeutet

6. Von einem noch nicht bekehrten Sünder macht sich der heilige Gregorius Hoffnung; wenn aber eine laue Seele sich wegen ihrer Lauigkeit nicht fürchtet, zweifelt er an ihrem Heile. 

Der Grund hierfür liegt in diesen Worten des Herrn: So aber, weil du lau bist, und weder kalt noch warm, werde Ich dich ausspeien aus meinem Munde (Offenb. 3,16).
Wenn ein Getränk kalt oder warm ist, so schlingt man es leicht hinab; nicht aber, wenn es lau ist, weil dieses zum Erbrechen reizt. In dieser Gefahr befindet sich nämlich eine laue Seele, dass sie von Gott ausgespieen, das ist, von Seiner Gnade verlassen werde. Dies bedeutet das Ausspeien. Ich werde dich ausspeien; denn was man ausspeit, davor hat man Ekel. 


Und wie, frage ich, fängt Gott an, die Seele auszuspeien? Er 
wird ihr nicht mehr, wie zuvor, jene hellen Erleuchtungen des Glaubens, jenen geistlichen Trost, jene liebreichen Einsprechungen und heiligen Begierden geben; daher wird die Seele anfangen, des Gebet, die  Kommunion, die Besuchungen des allerheiligsten Altarssakramentes, die Betrachtungen zu unterlassen, oder sie wird dieselben mit Überdruß, Unlust und Zerstreuung des Gemütes verrichten: sie wird alles aus Zwang, zerstreut, unruhig, ohne Andacht tun.
So fängt der Herr an, die Seele auszuspeien, so dass die armselige, weil sie in allen ihren Andachtsübungen keinen Trost, sondern nur Überdruß fühlt, zuletzt alles fahren lassen und in den Pfuhl schwerer Sünden und Laster hineinstürzen wird. 

Die Lauigkeit ist ein zehrendes Fieber, das kaum zu erkennen ist, doch leicht den Tod verursacht. Die Seele, welche der Lauigkeit verfallen ist, denkt nicht daran, ihre Sünden zu bessern, sondern diese machen sie so unempfindlich, dass sie zu Grunde gehen wird, ohne es gewahr zu werden.