Mittwoch, 12. Februar 2014

Wie der Teufel versucht, die Seele "mit einem Haar zu binden"

2. Nicht selten geschah es, dass viele solcher Seelen endlich in der Ungnade Gottes zu Grunde gegangen sind. Es ist wohl zu merken, dass der Kunstgriff, den der Teufel bei frommen Seelen anwendet, keineswegs darin besteht, sie gleich anfangs zu schweren Sünden zu versuchen. 

Vom Haar zur Kette
Er ist zufrieden, wie der heilige Franziskus von Assisi sagt, wenn sich die Seele mit einem Haare binden lässt; denn wenn der Teufel sie gleich wie eine Sklavin mit einer Kette fesseln wollte, so würde sie darüber erschrecken und die Flucht ergreifen; lässt sie sich aber von einem schwachen Haare binden, so wird es dem Seelenfeind leicht gelingen, sie danach mit einem Faden, und später mit einem Stricke zu binden, bis er sie endlich mit einer Kette fesseln und zu seiner Sklavin machen wird. 
Wir wollen dies erklären: 

Ein Mensch behält nach einem kleinen Zerwürfnisse mit seinem Nächsten einen gewissen heimlichen Groll gegen ihn im Herzen: seht das Haar
Er wird mit ihm nicht reden, er wird ihn nicht grüßen; — seht den Faden
Dann wird er anfangen, Übles von ihm zu reden, und ihn schmähen; — das ist der Strick
Schließlich, wenn ein weiterer Anlass zu Zorn und Unmut hinzu kommt, wird er einen tödlichen Hass wider seinen Nächsten fassen, und das ist die Kette, durch welche er zum Sklaven der Hölle gemacht wird.— 

Oder es hegt jemand eine Zuneigung zu einer Person und nährt diese Anhänglichkeit anfangs unter dem Vorwande der Dankbarkeit: bald folgen gegenseitige Geschenke; darauf werden verliebte Worte folgen; dann wird der Unglückliche bei überhand nehmender Leidenschaft mit einer Kette gebunden werden, die ihn in den ewigen Tod zieht. 

Kurz, wie es einem Spieler ergeht, welcher, nachdem er viele kleine Summen verloren hat, endlich alles einsetzt und alles verliert, was er hat; so ergeht es auch einer lauen Seele. Nachdem sie viele kleine Verluste im geistlichen Leben erlitten hat, wird sie, weil sie zu schwach ist der Versuchung zu widerstehen, endlich sagen: „so werde denn alles eingesetzt" und auf diese Weise wird sie Gott und sich verlieren. — 

O, welchen Einfluss gewinnt auf uns der Höllengeist, wenn er sieht, dass wir von einer Neigung gefesselt sind! 
Der heilige Ambrosius sagt; „Der höllische Feind kundschaftet aus, was uns am meisten reizt, und indem er uns dies vor Augen stellt, erregt er die Begierlichkeit, und auf solche Weise legt er die Fallstricke, um uns zu fangen."

Zur Erläuterung des letzteren siehe auch: