Donnerstag, 14. August 2014

Von der Eingezogenheit im Reden (II)

Begegnet dir Widerspruch oder Spott, so zürne nicht. Wenn der heilige Franz Regis sah, dass seine Gefährten zur Zeit der Gemütserholung mit ihm Kurzweil treiben und ihn necken wollten, setzte er den Scherz ganz heiter fort

Fünftens erfordert auch die Eingezogenheit, dass man mit gemäßigter und nicht mit lauter Stimme rede, damit andere nicht gestört werden, wie der heilige Ambrosius bemerkt.


Sechstens muss man auch im Lachen zurückhaltend und mäßig sein. Der heilige Gregor erzählt, dass die Muttergottes zu einer frommen Jungfrau, Musa genannt, erschienen sei, und sie ermahnt habe, dass sie sich des Lachens mehr enthalten soll, wenn sie ihr gefallen wolle. Dieses bezieht sich auf unmäßiges Gelächter, wie der 
heilige Basilius sagt: „Wer sich der Frömmigkeit befleißen will, muss sich vor unmäßigem Lachen hüten."

Übrigens ist, wie dieser Heilige beifügt, ein mäßiges Lachen, welches die Heiterkeit des Gemütes zeigt, keineswegs gegen den Anstand oder die Frömmigkeit. Man soll eingezogen und andächtig, nicht aber niedergeschlagen und traurig aussehen, weil dieses die Frömmigkeit in Verruf bringt, indem es andere zu dem Verdacht veranlasst, als gebe die Heiligkeit keineswegs Frieden und Fröhlichkeit, sondern nur Betrübnis und Schwermut. Ist man aber fröhlich und vergnügt, so macht dies anderen Mut, sich auch der Frömmigkeit zu befleißen. 
Einst verließen zwei Hofherren eines Monarchen die Welt und blieben in der Wüste, weil sie die Fröhlichkeit eines Mönches der in wilder Einöde lebte, so beeindruckte. 

Siebentens soll man nicht ohne Not von weltlichen Sachen reden, wie z. B. von Festlichkeiten, Tänzen, Schauspielen, prächtigen Kleidern; man soll auch nicht vom Essen reden, außer man isst gerade. Der heilige Franz von Sales pflegte zu sagen: Ehrbare Leute denken nicht an die Tafel, außer wenn sie dabei sitzen. 

Wenn gottesfürchtige Christen hören, dass man von schädlichen oder unnützen Sachen redet, so versuchen sie, nützliche Gespräche über Gott anzufangen, wie es der heilige Aloisius Gonzaga zu machen pflegte, der alle Tage eine halbe Stunde etwas aus dem Leben eines Heiligen oder aus einem anderen andächtigen Buche las, damit er einen Stoff hatte, um zur Zeit der Rekreation mit seinen Brüdern von geistlichen Sachen zu reden. 
Standen, diejenigen, mit denen er umging unter ihm, so fing er zuerst heilige Gespräche an. Priestern aber und denen, die höher standen als er, als er, trug er geistliche Fragen vor, als wollte er sich unterrichten, und auf solche Weise fing er Gespräche von Gott an. 
So bemerkte jeder, der mit ihm umging, dass er keine Lust habe, von anderen Dingen zu reden. 

Ein Sprichwort sagt: Die Zunge bewegt sich dorthin, wo der Zahn schmerzt, das heißt so viel wie, jeder redet gern von dem, das er liebt. Wer eine große Liebe zu einer Sache trägt, redet davon. 
Der heilige Ignatius Loyola schien von nichts reden zu können, als von Gott; daher wurde er "der Pater, der allezeit von Gott redet", genannt.