Sonntag, 30. März 2014

Das Kennzeichen, ob jemand den göttlichen Heiland liebt oder nicht

10. Abgetötete Seelen haben schon in diesem Leben einen Vorgeschmack himmlischer Ruhe und Zufriedenheit. Oder könnte es für eine Gott liebende Seele eine größere Befriedigung geben, als das Bewußtsein, dass sie Gott durch ihre Abtötung Freude macht? 

Die Beraubung der sinnlichen Vergnügen, ja das Leiden selbst wird einer liebenden Seele eine Quelle der  Freude; freilich nicht einer sinnlichen sondern einer geistigen Freude.
Die Liebe kann nicht untätig sein. Wer Gott liebt, kann nicht leben, ohne ihm fortwährend Beweise seiner Liebe zu geben. 

Es kann aber die Seele Gott kein größeres Zeichen ihrer Liebe geben, als wenn sie der zeitlichen und vergänglichen Freuden entsagt und ihm ihre Leiden aufopfert. 

Für eine Seele, die Jesus liebt, ist die Abtötung keine Beschwerde, denn die Liebe, sagt der heilige Augustinus, kennt keine Beschwerde.
 „Wo ist wohl einer" spricht die heilige Theresia, ,,der, wenn er Jesus verwundet und verfolgt sieht, das Leiden nicht auch umfange und verlange?" 

Daher sagt der heilige Paulus, dass er keinen anderen Ruhm und keine Freude suche, als im Kreuze des göttlichen Erlösers; Es sei ferne von mir, dass ich mich rühme, als in dem Kreuze Jesu Christi (Gal. 6,14). Dies ist das Kennzeichen, an welchem man jene unterscheidet, die den göttlichen Heiland lieben oder nicht. Die aber Christi sind, haben ihr Fleisch samt den Lastern und bösen Lüsten gekreuzigt (Gal. 5,24). 
Die von der Welt sind, bemühen sich, ihrem Fleische zu dienen, die aber Christi sind, sind beflissen, es abzutöten. 

Wende diese Worte auf dich an und bedenke, dass dein Tod nahe ist und du bis auf diese Stunde wenig für den Himmel getan hast. So befleiße dich also wenigstens von dieser Stunde an, dich so viel wie möglich abzutöten. 
Lass keine Gelegenheit der Abtötung vorbeigehen, wie auch der heilige Geist erinnert: Lass keinen Teil des Guten, dass dir geschenkt worden, dir entrinnen (Ekklus. 14,14). 
Bedenke, dass die Gelegenheit dich abzutöten, ein Geschenk Gottes ist, damit du dir größere Verdienste für das andere Leben erwerben kannst. Vergiss nicht, dass du das, was du heute tun kannst, morgen nicht wirst tun können, weil die einmal verflossene Zeit nicht mehr zurückkommt.



Die ewige Herrlichkeit ist umso größer, je größer die Abtötung war

9. So lasset uns denn unseren Glauben beleben! Wir haben hier auf Erden nur eine kurze Zeit zu leben. Unser Haus ist die Ewigkeit, wo derjenige größere Herrlichkeit genießen wird, der sich im Leben mehr abgetötet hat. 

Der heilige Petrus sagt: Die Seligen sind die lebendigen Steine, aus denen das himmlische Jerusalem erbaut ist, die Steine aber müssen zuerst auf Erden mit dem Meißel der Abtötung bearbeitet werden, wie die heilige Kirche am Feste der Kirchweihe singt. 
Nur solche Steine, glatt gesägt,Vom Stahl und blank behauen,Vom Hammer, dessen Wucht sie schlägt, das hohe Werk erbauen.
Darum sollen wir uns vorstellen, dass jedes Werk der Abtötung ein Meißelschlag oder eine Vorarbeit für den Himmel sei. Dieser Gedanke wird uns jede Mühe und Arbeit versüßen. 

Wüsste jemand dass er so viel Grund und Boden bekomme, als er in einem Tage zu Fuß umgehen kann, wie süß würde ihm die Mühe des Gehens sein. In einem alten Buche, das den Titel tragt: „Die geistliche Wiese," wird erzählt dass ein Mönch umziehen wollte, um näher an einer Wasserquelle zu wohnen. 
Als er eines Tages Wasser in seine Zellen holte, hörte er jemand hinter sich seine Schritte zählen; er wandte sich um und sah einen Jüngling, der zu ihm sprach: "Ich bin der Engel, der deine Schritte zählt, damit keiner unbelohnt bleibe."
Als der Mönch dieses hörte, dachte er nicht mehr an Umzug; sondern hätte seine Wohnung noch entfernter von der Quelle gewünscht, damit er mehr verdienen könne.


Donnerstag, 20. März 2014

Eine unvergängliche Krone im Himmel ist Lohn der Abtötung

8. Abtötungen verschaffen uns eine große Glorie im Himmel. Der Apostel sagt: Wenn die Wettkämpfer sich aller Dinge enthalten, die ihre Kräfte mindern, und auf solche Weise den Gewinn einer armseligen zeitlichen Krone verhindern könnten, um wie viel mehr müssen wir uns abtöten, um eine unendliche, ewige Krone zu erlangen? 
Jeder aber, der im Kampfspiele ringt, enthält sich von allem, und zwar jene, um eine vergängliche Krone zu empfangen, wir aber eine unvergängliche (1 Kor. 9,25). 
Der heilige Johannes der Evangelist hat alle Himmelsbürger mit Palmen in den Händen gesehen (Offenbar. 7,9). Daraus sollen wir erkennen, dass wir alle, um die ewige Seligkeit zu erwerben, Märtyrer werden müssen, entweder durch das Eisen der Tyrannen, oder durch uns selbst, mittels der Abtötung

Wir müssen aber dabei auch erkennen, dass alles, was immer wir hier auf Erden leiden und ausstehen, nichts ist, verglichen mit der ewigen Glorie, die auf uns im Himmel wartet. Nach den Worten des Apostels kann das Leiden dieser Welt mit jener künftigen Herrlichkeit, die im Himmel auf alle wartet, die den erfolgreichen Kampf gekämpft haben, nicht verglichen werden. 
Denn die Trübsal dieser Welt ist nicht zu vergleichen mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird. (Röm. 8,18). Unsere jetzige Trübsal, die zeitlich und leicht ist, wirkt in uns eine ewige und über alles Maß erhabene Herrlichkeit (2. Kor. 4,17)

Üppige Lebensweise und Gebet vertragen sich nicht zusammen

7. Außerdem bewirkt die Abtötung die Erhebung der Seele zu Gott. Der heilige Franz von Sales sagt, dass eine Seele sich nie zu Gott erheben werde, es sei denn, dass das Fleisch abgetötet sei. 

Und die heilige Theresia von Avila hinterließ hierüber verschiedene schöne Aussprüche: 
„Zu denken, dass Gott zu Seinem vertrauten Umgange verweichlichte Leute zulässt, die ein gemächliches Leben führen, ist eine Torheit. — Üppige Lebensweise und Gebet vertragen sich nicht zusammen. — Seelen, die Gott wahrhaft lieben, können keine Ruhe begehren."

Mittwoch, 19. März 2014

Abtötung auf Erden bewahrt vor viel schlimmeren Leiden im Fegfeuer

6. O welchen großen Nutzen bringen Abtötungen des Leibes für den Geist! Sie ziehen uns ab von den sinnlichen Freuden, welche die Seelen verwunden und nicht selten töten.

Die Wunden der Liebe zu Gott bewirken, wie Origenes sagt, dass wir die Wunden des Fleisches nicht empfinden. Ferner machen sie, dass wir noch in diesem Leben die Strafen für unsere Sünden abbüßen können. 
Wer Gott beleidigt hat, der muss, auch wenn ihm die Sündenschuld nachgelassen worden*, noch eine zeitliche Strafe bezahlen und wer in diesem Leben für dieselbe nicht genugtut, muss dafür in dem nächsten Leben leiden. Dort aber werden die Peinen unendlich größer sein.

Der heilige Antonius erzählt, dass einem Kranken von seinem Schutzengel freigestellt worden sei, ob er drei Tage im Fegefeuer, oder noch zwei Jahre die Krankheit, an der er bettlägrig litt, aushalten wolle. 
Der Kranke wählte drei Tage im Fegefeuer; war aber kaum eine Stunde dort, schon beklagte er sich bei dem Engel, dass statt drei Tagen schon mehrere Jahre verflossen seien. Der Engel antwortete ihm: 
"Was sagst du? dein Leib ist auf dem Bette, wo du gerade gestorben bist, noch warm, und du redest von Jahren?"
Wenn Du also, christliche Seele, im Leiden nicht die Geduld verlieren willst, so stelle dir vor, als hättest du noch fünfzehn oder zwanzig Jahre zu leben, und sage dir: Dieses ist mein Fegefeuer! Besser hier leiden, als dort, nicht der Leib, sondern der Geist soll siegen!
* In der Beichte

Siehe auch:
13.5.1999: Das Fegfeuer | Glaubenswahrheit.org: Predigten von...
13. Mai 1999 ... Diese Möglichkeit nennen wir den Reinigungszustand oder dasFegfeuer. Die Kirche hat sich in ihren Urkunden der Lehrverkündigung zu der ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/1999/19990513/

Die Läuterung der Seele im Fegefeuer - Glaubenswahrheit.org
11. März 2007 ... Predigtreihe: Der Weg zum Heil (Teil 9). 11. März 2007. Die Läuterung der Seele im Fegefeuer. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/reihen/200701/20070311/

Das tröstliche Dogma vom Fegfeuer - Glaubenswahrheit.org
2. Nov. 2008 ... November 2008. Das tröstliche Dogma vom Fegfeuer. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Geliebte, zum ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/2008/20081102/

13.11.1988: Das Fegfeuer | Glaubenswahrheit.org: Predigten von ...
13. Nov. 1988 ... Im Deutschen wird dafür meistens das Wort Fegfeuergebraucht. Die Reinigung, die der Mensch nötig hat, bereitet ihn für den Eingang in den ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/reihen/198806/19881113/


Samstag, 15. März 2014

Verhalten bei Krankheiten

5. Außerdem müssen wir fleißig Acht haben, dass wir nicht beim Versuch, Krankheiten des Leibes los zu werden, eine kranke Seele bekommen; diese wird aber allezeit krank sein, wenn das Fleisch nicht abgetötet ist. 
Der heilige Bernard sagte: „Ich bemitleide jene, die am Leibe krank sind, aber viel gefährlicher und bei weitem mehr zu fürchten sind die Krankheiten der Seele." 

O wie oft dient uns ein kleines Unwohlsein zu dem Vorwand, uns einige Freiheiten zu nehmen, die keineswegs notwendig wären. 
Die heilige Theresia warnte diesbezüglich ihre Klosterfrauen, indem sie sagte: „Einen Tag unterlassen wir das Gebet, weil der Kopf uns wehe tut; den anderen, weil er uns wehe getan hat; den dritten, damit er uns nicht mehr wehe tun möge."

Dann ermahnte die seraphische Mutter ihre geistlichen Töchter mit diesen Worten: „Ihr seid in's Kloster gekommen, nicht um euch da zu verzärteln; sondern um für Jesus Christus zu sterben. Wenn wir uns nicht entschließen den Mangel der Gesundheit gern zu erdulden, werden wir nie etwas für Gott tun. Was liegt daran, wenn wir sterben? Wie oft hat uns dieser Leib verspottet? Werden wir nicht auch einmal seiner spotten?" 

Salvianus schreibt: „Die Menschen, welche sich der Liebe Jesu Christi aufgeopfert haben, sind meistens mit leiblichen Krankheiten behaftet und damit zufrieden." 
Lest das Leben einer heiligen Theresia, einer heiligen Rosa, einer heiligen Maria Magdalena von Pazzis und Anderer, welche vielen Krankheiten unterworfen waren und sie auch willig hinnahmen. Wer anders täte, sagt Sabianus, würde schwerlich heilig werden. 
Die ehrwürdige Beatrix von der Menschwerdung, die erste geistliche Tochter der heiligen Theresia, litt beständig an Krankheiten und Schmerzen und doch sagte sie, sie hätte mit der glücklichsten Prinzessin der Welt nicht tauschen mögen. Trotz all ihrer Leiden beklagte sie sich nie. 

Hieraus mögen wir lernen, dass, wenn wir wegen unserer schwachen Gesundheit nicht viele leibliche Abtötungen verrichten können, wir wenigstens jene Krankheiten geduldig annehmen sollen, welche Gott uns zuschickt. 
Seien wir doch in diesen geduldig, vielleicht werden sie uns besser als unsere freiwilligen Bußwerke zur geistlichen Vollkommenheit führen. Die heilige Syncletia sprach: "Wie die Krankheit des Leibes durch die Arzneien geheilt wird, so werden die Gebrechen der Seele durch die Krankheiten des Leibes geheilt."



Freitag, 14. März 2014

Sehr klug ist, wer sich auch erlaubte Dinge versagt

4. Mancher wird sagen: Ich bin krank, und deswegen verbietet mir mein Beichtvater alle Bußwerke. Gut, sei gehorsam; doch nimm alle Beschwernisse deiner Krankheit, alles Ungemach, welches Sommer und Winter mit sich bringt, geduldig an. 
Wenn du deinen Leib nicht mit eigentlichen Bußwerken abtöten kannst, so entziehe ihm wenigstens manches erlaubte Vergnügen. So sah z. B.  der heilige Aloisius Gonzaga, wenn er bei Festen anwesend sein musste, den prachtvollen Schauspielen nicht zu. 

Warum solltest nicht auch du ähnliche Abtötungen üben können?* Wenn du deinem Leib erlaubte Freuden versagst, wird er um so weniger nach verbotenen verlangen; wer aber alle erlaubten Freuden genießen will, wird bald auch verbotene suchen.

Eben darum sagte der große Diener Gottes P. Vincentius Caraffa, aus der Gesellschaft Jesu, Gott habe uns die Freuden dieser Erde nicht nur geschenkt, damit wir diese genießen, sondern auch, damit wir Ihm dafür dankbar sind, welches wir dadurch zeigen, dass wir Ihm Seine Geschenke wieder schenken, indem wir uns derselben aus Liebe zu Ihm berauben.

Wohl scheint es, dass gewisse unschuldige Freuden unserer menschlichen Schwachheit ersprießlich wären und uns zu geistlichen Übungen mutiger  machen; allein man darf überzeugt sein, dass jedes sinnliche Vergnügen (an und für sich genommen), ein Gift für die Seele ist; weil es die Seele an die Geschöpfe fesselt. 
Daher muss man es mit diesen Vergnügen machen, wie mit Gift. Das Gift ist bisweilen der Gesundheit des Leibes nützlich, wenn es gehörig zubereitet und mäßig genommen wird. 

Sinnliche Vergnügen sind aber immer mit Gift vermischt; deshalb muss man von ihnen sehr vorsichtig und mäßig Gebrauch machen, ohne Anhänglichkeit an sie und nur wenn es notwendig ist, um Gott besser dienen zu können.

* Etwas sehr leicht praktisch Durchzuführendes ist z. B.: man möchte im Supermarkt Kuchen kaufen, weil der gerade so lecker aussieht. Stattdessen sagt man: lieber Gott, ich opfere Dir diesen Verzicht auf als Buße für meine vielen Sünden oder um diese oder jene Gnade von Dir zu erbitten. Zusätzlich könnte man das im Laufe der Zeit so gesparte Geld Bedürftigen zukommen lassen.

Grundsätzlich sollte jeder heute auf das Fernsehen verzichten. Nicht nur, dass man sich dabei buchstäblich am laufenden Band Versuchungen zur Unkeuschheit aussetzt, zusätzlich setzt man sich in jeder Sendung - auch in "harmlosen" Tierfilmen oder  Landschaftsfilmen antichristlicher Indoktrination aus. Man sollte mal darauf achten, welche Botschaften einem sogar dabei übermittelt werden. Vorzugsweise werden in Tier- und Landschaftsfilmen heidnische Kulturen und Gebräuche angepriesen. Darwins "Evolution" wird einem auch ständig untergejubelt. Die "Natur" hat in solchen Filmen immer alles gemacht, niemals Gott.
Fernsehen dient beileibe nicht zur Unterhaltung. Den Machern dient es zur Beeinflussung des Zuschauers, der meist nicht merkt, wie er beeinflusst wird. Ohne Fernsehen wäre die Kulturrevolution der letzten 50 Jahre nicht so einfach möglich gewesen.




Donnerstag, 13. März 2014

Unser größter Feind wohnt mit uns im selben Haus

3. Große Feinde unseres ewigen Seelenheils sind: die Welt und der Teufel; der größte Feind aber, den wir haben, ist unser Fleisch; weil dieser Feind in einem und demselben Hause mit uns wohnt. Der heilige Bernard sagt: „Ein Feind im Hause schadet am meisten".

Eine belagerte Festung hat keine ärgeren Feinde, als die im Innern derselben sind; denn es ist härter, sich vor diesen, als vor den anderen, die draußen sind, zu beschützen. Darum sagt der heilige Joseph Calasanzius: „Man muss den Leib nicht höher achten, als einen schlechten Abwischlappen  in der Küche." Und wirklich haben es die Heiligen mit sich selbst so gemacht.

Wie die Weltleute nur darauf sinnen und trachten, ihre Leiber mit sinnlichen Wollüsten zu vergnügen, so denken Seelen, welche Gott wahrh
aft lieben, bloß daran, wie sie ihr Fleisch, so oft es ihnen möglich ist, abtöten können.
Der heilige Petrus von Alcantara* pflegte zu seinem Leibe zu sagen: „Mein Leib! sei zufrieden; in diesem Leben will ich dir keine Ruhe lassen, von mir hast du nichts anders zu erwarten, als Pein und Qual: bis wir einst im Himmel sein werden, dann wirst du jene Ruhe genießen, die kein Ende haben wird."

Eben dies hat die heilige Maria Magdalena von Pazzis getan, welche, da ihr Leben schon zu Ende ging, sprach: sie erinnerte sich nicht, dass sie je irgend ein Vergnügen gehabt habe, außer in Gott. 

Lesen wir die Lebensgeschichten der Heiligen und betrachten wir die strengen Bußwerke, die sie geübt haben, und wir werden uns gewiss schämen, dass wir in Abtötung unseres Fleisches so zärtlich und behutsam sind. 

In dem Leben der heiligen Altväter ist zu lesen (Lib. 1 in vita S. Euphros), dass in einem großen Kloster die Klosterfrauen weder Obst noch Wein zu sich nahmen; einige nahmen von einer Abendzeit bis zur anderen keine Speisen zu sich, oder aßen erst nach zwei oder dreitägigem strengen Fasten sehr wenig; alle waren mit scharfstechenden Bußkleidern angetan, und schliefen auch in denselben. 
Dies verlange ich nicht von jedem Christen; aber was ist es denn Großes, wenn jemand sich von Obst und süßen Sachen enthält, und im Essen und Trinken sich einen Abbruch tut?

*Anmerkung: Der hl. Petrus von Alcantara ist bekannt für seine überaus strenge Abtötung. Er erschien der hl. Theresia von Avila, deren Ratgeber er gewesen war, kurz nach seinem Tod in unbeschreiblicher Glorie und ihr wurde offenbart, dass er diese aufgrund seiner strengen Bußwerke verdient habe.



Mittwoch, 12. März 2014

Der hl. Johannes vom Kreuz über Seelenführer, die von Bußwerken abraten

2. Wenn wir also selig werden und Gott wohlgefällig sein wollen, so müssen wir unseren Geschmack ändern: d. h., was dem Fleische zuwider ist, muss uns angenehm sein, was hingegen das Fleisch verlangt, müssen uns missfallen.
Also hat einst Gott zu dem heiligen Franziskus von Assisi gesprochen: „Wenn du mich verlangst, so nimm die bittern Sachen als süß, die süßen als bitter an."


Man kann hier nicht, wie es manche tun, den Einwurf machen, dass die Vollkommenheit nicht in der Kasteiung des Leibes, sondern in der Abtötung des Willens bestehe; denn hierauf antwortet P. Pinamonte auf folgende Weise: „Die Frucht eines Weinberges besteht nicht darin, dass er mit einem Zaune umgeben ist; dennoch aber bewahrt der Zaun die Frucht, und ohne seine Dornen würde die Frucht entwendet werden; nach dem Ausspruche des weisen Mannes: "Wo kein Zaun ist, da wird das Gut geraubt."(Ekklus. 36, 27)

Obschon der heilige Aloysius Gonzaga von schwacher und kränklicher Leibesbeschaffenheit war, so war er dennoch so eifrig, seinen Leib abzutöten, dass er nichts suchte, als Abtötung und Bußwerke.
Als einst jemand zu ihm sagte, dass die Heiligkeit nicht darin bestehe, sondern in der Verleugnung des eigenen Willens, hat er mit den Worten aus dem Evangelium klug geantwortet: Dies soll man tun, jenes nicht unterlassen (Matth. 23,23) als wollte er sagen: obschon es nötig ist, dass man den eigenen Willen abtöte, so ist es dennoch auch nötig, dass man den Leib kasteie, auf dass er gebändigt werde, und der Vernunft gehorche. 

Darum sagt der Apostel: Ich züchtige meinen Leib, und bringe ihn in die Dienstbarkeit (1. Kor. 9,27). Wenn der Leib nicht abgetötet ist, unterwirft er sich schwerlich dem göttlichen Gesetze. 

Daher sagt der heilige Johannes vom Kreuz denen, welche die Bußwerke nicht sehr lieben und, die, wenn sie dann Seelenführer auf den Wegen des Geistes werden, die äußerlichen Abtötungen verachten und  davon abraten*: 
„Wen man lehren hört, dass man die Abtötung des Fleisches unterlassen solle, dem darf man keinen Glauben beimessen, und wenn er auch seine Lehre mit Wunderwerken bestätigte."

* Dieses Abraten geschieht heutzutage fast rundum, auch in der sogenannten "Tradition". Leider kenne ich fast nur Priester, die zur Fastenzeit immer bestrebt sind, darauf hinzuweisen, dass das 40tägige Fasten (einmalige Sättigung und zwei sehr, sehr kleine zusätzliche Mahlzeiten) heutzutage nicht mehr verpflichtend sei und dass es wichtiger sei, seine geistigen Unvollkommenheiten, z. B. Unfreundlichkeit, unter Kontrolle zu bringen. Leider widersprechen dieser Einstellung alle Kirchenväter und alle Kirchenlehrer. Ohne Abtötung des Fleisches gibt es keine geistige Abtötung. 

In dem Buch "Sentire cum Ecclesia" warnt der Autor, Pfr. August Doerner, ein Priesterausbilder, schon 1941 vor der "modernen Aszese" seiner Mitbrüder, die darin besteht, Gott zu lieben, ohne gegen die Folgen der Erbsünde (Augenlust, Fleischeslust, Hoffart des Lebens) kämpfen zu wollen und die diese schon damals eifrig propagiert haben. 
Er weist darauf hin, dass dies eine Irrlehre ist, weil es Gottesliebe ohne Abtötung nicht geben kann und zitiert aus dem Buch eines Mitbruders, „Priestertum und Aszese“: 
„Es ist nicht ihnen Grund zu fürchten, dass sich hinter dieser Richtung zuletzt eine gewisse Scheu vor ernster und herber religiöser Kost und eine gewisse Angst vor Bußen und Selbstverleugnung verbirgt… Man scheut, mit einem Wort, den Angriff gegen die eigene Natur, man hat nicht den Mut und auch nicht die Kraft, sich selber auch einmal wehe zu tun.“

Pfr. Doerner fügt hinzu: 
"Damit ist alles, gesagt: Man will sich nicht selber wehe tun, man will sich nicht abtöten, man scheut die mühevolle Kleinarbeit im Kampfe gegen eigene Fehler, man scheut die beharrliche Kleinarbeit im Streben nach der Tugend und Vollkommenheit. 
Kurz, da man selber keine wahre und ernste Aszese üben will, lehnt man die entsprechenden religiösen Übungen als mittelalterlich und unmodern ab; man verkündet neue Wege der Vollkommenheit, die jedoch in nichts anderem bestehen, als in der Ablehnung jeder Aszese. Man beschwichtigt sein Gewissen, indem man Vereinfachung des religiösen Lebens vorschützt und unter dem Schein der größeren Vollkommenheit das opus operatum überbetont. Das ist das wahre Gesicht der „modernen Aszese“. Von einer wahren Aszese, von ernster Übung und ernstem Streben nach Vollkommenheit bleibt bei dieser „modernen Aszese“ nichts mehr übrig. Von einem innerlichen Leben kann da keine Rede mehr sein."

Er hält diesen "modernen" Mitbrüdern vor, sie stünden mit ihrer neuen Lehre im direkten Widerspruch mit der Lehre Christi und der Lehre und Praxis der Kirche.

Man sieht heute überdeutlich wohin diese "moderne Aszese" uns gebracht hat: noch nicht einmal die Sodomie, die schon im Alten Testament als himmelschreiende Sünde klassifiziert wird, wird von katholischen Bischöfen mehr als schlimm angesehen, nein, sie wird, wie jüngst geschehen, als "diversity", Vielfalt, gefeiert.


Siehe auch: 
Papst Benedikt XIV. über das Fasten



Dienstag, 11. März 2014

Fünftes Hauptstück: Von der Abtötung der Sinne

1. Es gibt keinen Ausweg, wir Kinder Adams müssen bis zum Tod im immerwährenden Kriege auf Erden leben. Das Fleisch gelüstet gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch (Gal. 5,17). 
Wenn es nun unvernünftigen Tieren zukommt, den Sinnen zu folgen; den Engeln aber, dem göttlichen Willen Gehorsam zu leisten, so werden wir, wie ein Gelehrter mit Recht sagt, Engeln ähnlich, wenn wir bemüht sind, Gottes Willen zu tun; sobald wir aber nur unsere Sinne und Lüste zu befriedigen suchen, werden wir den unvernünftigen Tieren ähnlich werden. 

Es gibt nur diese zwei Möglichkeiten: entweder bringt die Seele den Leib unter ihre Herrschaft, oder der Leib wird die Seele in seine Herrschaft bringen. 

Darum sollen wir unseren Leib behandeln, wie ein Reiter ein unbändiges Pferd immer im Zaume hält, damit es ihn nicht abwerfe; oder wie ein Arzt die Kranken, denen er Arzneien, die sie ungern nehmen, verschreibt, ihnen schädliche Speise und Trank aber verbietet, auch wenn sie solche noch so sehr verlangen. Gewiss wäre jener Arzt grausam, dem es gleichgültig wäre, wenn der Kranke die vorgeschriebenen Arzneien nicht nähme, weil sie bitter sind, aber erlaubte, was dem Kranken beliebt, obwohl es ihm schädlich ist. 

Mit solcher großen Grausamkeit aber behandeln fleischlich gesinnte Menschen ihre eigene Seele; denn sie setzen, nur um ihren Leib nicht das Mindeste auf Erden leiden zu lassen und ihm nichts zu versagen, Leib und Seele zugleich der großen Gefahr aus, die Ewigkeit hindurch unendliches Leiden ausstehen zu müssen. 

„Die falsche Liebe," sagt der heilige Bernard, „vernichtet die wahre Liebe, die wir gegen uns selbst haben sollten; ein solches Mitleid gegen den Leib ist überaus grausam; denn man dient dem Leib auf eine Weise, dass dabei die Seele getötet wird." Den fleischlich gesinnten Menschen, die über die Diener Gottes, die ihr Fleisch abtöten, lachen und spotten, sagt er folgende Worte: „Wir sind grausam gegen unseren Leib und plagen ihn mit Bußwerken: ihr seid aber viel grausamer; denn da ihr eueren Leib in diesem Leben vergnügt und hätschelt, verdammt ihr ihn samt der Seele in dem anderen Leben zu ewigen, unendlich größeren Peinen."

Darum hat jener fromme Einsiedler, der sich, wie P. Rodriguez erzählt, mit den strengsten Bußwerken abtötete, als er gefragt wurde, warum er seinen Leib so plage, weise geantwortet: „Ich verfolge den Feind, der mich verfolgt, und mich töten will." Auf gleiche Art hat der Abt Moses jenem geantwortet, der ihn seiner Strenge wegen tadelte: „Sobald mein Fleisch aufhören wird, mich zu plagen, so werde auch ich aufhören, es abzutöten."



Sonntag, 9. März 2014

Wie man seine Leidenschaften auf das richtige Ziel lenkt

14. Die dritte Regel, um zur innerlichen Abtötung zu gelangen, gibt Cassian an, da er sagt, wir müssen uns bemühen, den Gegenstand unserer Neigungen und Leidenschaften zu verändern, damit sie auf solche Art aus schädlichen und lasterhaften in nützliche und heilige verwandelt werden. 

Du bist zum Beispiel zur übermäßigen Anhänglichkeit an jene Personen geneigt, die dir Wohltaten erweisen; verändere den Gegenstand und wende diese Gemütsneigung auf die Liebe zu Gott, Der unendlich liebenswürdiger ist, und Der uns mehr Gutes tut, als uns Menschen jemals erweisen können. Oder du bist geneigt, jenen zu zürnen, die dir nicht wohlgesonnen sind; wende diesen Zorn gegen deine Sünden, welche Feinde sind, die dir einen größeren Schaden zugefügt haben, als selbst alle höllischen Geister dir zuzufügen im Stande sind. Oder du möchtest dir Ehren und zeitliche Güter verschaffen: wende diese Begierden den ewigen Gütern und Ehren zu. 

Um dies in der beschriebenen Art durchführen zu können, muss man öfters die ewigen Glaubenswahrheiten betrachten, geistreiche Bücher lesen, von den ewigen, höchst wichtigen katholischen Grundwahrheiten mit anderen reden, besonders muss man sich gewisse Grundwahrheiten in´s Gemüt einprägen, wie: 

Nichts verdient geliebt zu werden, als Gott allein. — 
Die Sünde allein ist das Übel, welches man hassen muss. — 
Alles, was Gott will, ist gut.
Auf dieser Welt nimmt alles ein Ende. — 
Wir müssen gleich jetzt tun, was wir im Tode wünschen werden, getan zu haben.— 
Wir müssen leben, als wenn niemand anderer in der Welt wäre, als wir und Gott.

Wessen Gemüt mit heiligen Dingen und Grundwahrheiten angefüllt ist, der wird wenig von zeitlichen Gegenständen beunruhigt, und so immer stärker werden, den bösen Neigungen zu widerstehen. Auf diese Weise haben es die Heiligen gemacht, und so sind sie dann, es mochte ihnen auf Erden gut oder schlimm gehen, unempfindlich geblieben. 
Damit man sich selbst überwinden lerne und von seinen bösen Neigungen nicht beherrscht werde, muss man Gott unaufhörlich um den Beistand Seiner Gnade bitten, denn: Jeder, der bittet, empfängt (Luk. 11,10). Wir wollen den Herrn vor allem bitten, dass Er uns Seine heilige Liebe verleihe. Wer Gott liebt, dem kommt nichts hart an. 

Wohl sind zur Übung der Tugenden Betrachtungen und Erwägungen sehr nützlich, aber ein einziges Fünkchen der Liebe zu Gott vermag mehr Gottgefälliges zu wirken, als tausend Erwägungen und Betrachtungen. Wer sich durch die Beweggründe, welche der Verstand ihm zeigt, zur Tugend anspornen will,  muss viel Mühe und Kraft anwenden: wer aber liebt, verrichtet mit Leichtigkeit, was dem Geliebten gefällt.


Gebet.

Mein Gott! mit so vielen Mitteln, die ich von Deiner Gnade empfangen habe, mit so vielen heiligen Kommunionen, so vielen Predigten, so vielen guten Beispielen, so vielen Erleuchtungen, so vielen innerlichen Einsprechungen, hätte ich schon ganz von Liebe zur Dir entflammt werden sollen. Aber ich sehe mich immer noch so unvollkommen und armselig wie zuvor. 
An Dir hat es nicht gemangelt, alles war meine Schuld. Ich habe Deiner Gnade Hindernisse in den Weg gelegt, indem ich meinen verkehrten Neigungen anhängen und folgen wollte. 

Mein Jesus! ich sehe dass Dich mein bisheriger Wandel nicht geehrt, sondern vielmehr entehrt hat. Herr! sei mir barmherzig, verlass mich nicht, denn ich will mich bessern. Es reut mich vom ganzen Herzen, dass ich, um mich zu vergnügen, Dich, mein höchstes Gut, beleidigt habe. Ich will anfangen, Dich zu lieben, und in dieser Stunde will ich anfangen. 
Es ist genug, ach, wie lange habe ich Deine Geduld missbraucht! Jetzt liebe ich Dich aus meiner ganzen Seele, Du bist und wirst allezeit das einzige Ziel meiner Liebe sein. Ich will alles verlassen und alles tun, um Dir zu gefallen. Sage, was du von mir verlangst und verleihe mir Deine Hilfe es zu vollziehen; denn ich bin bereit, Dir zu dienen. Lass nicht zu, dass ich künftig gegen jene so zarte Liebe noch undankbar bin, womit du mich gefesselt und gebunden hast, Dich zu lieben. 
Ich biete an, alles zeitlichen Trostes beraubt zu sein und alle Trübsal zu leiden, welche Du über mich verhängen willst; mache mit mir, was und wie es Dir gefällt. Ich verlange und hoffe, allezeit Dir anzugehören. O mein Jesus! Dich allein will ich, und sonst nichts. — 
O Maria, meine Mutter! bitte Deinen göttlichen Sohn, dass Er mich erhöre, denn Dein Sohn schlägt Dir nichts ab.

Samstag, 8. März 2014

Man muss unbedingt den Anfängen wehren

13. Die zweite Regel ist, dass man sich bemühen muss, den unordentlichen Neigungen und Leidenschaften ernstlich Widerstand zu leisten, bevor sie erstarken; denn wenn eine Leidenschaft durch böse Gewohnheit erstarkt ist, wird es überaus schwer werden, sie zu überwinden. „Damit die Begierlichkeit," sagt der heilige Augustinus, "keine Stärke bekomme, so rotte sie aus, wenn sie noch klein ist." 

Eine Seele ist zum Beispiel geneigt, auf ein beleidigendes Wort eine bissige Antwort zu geben, oder bei irgend einer anderen Gelegenheit eine Person von schöner Gestalt anzusehen, — "Hier muss man gleich Anfangs Widerstand tun; sonst", sagt der heilige Ephräm, "wird aus dieser kleinen Wunde, wenn sie aufbricht, und man nichts für ihre Heilung tat, ein unheilbares Geschwür." 

Dies hat ein alter Mönch sehr geistreich gelehrt, wie der heilige Dorotheus erzählt. Der betagte Mann befahl einem seiner Lehrjünger ein Cypressenbäumchen aus der Erde zu reißen, was dieser sogleich tat. Dann befahl er ihm, er solle ein größeres ausreißen; da musste aber der Jünger schon alle Stärke anwenden, um dies zu Stande zu bringen.
Schließlich befahl er ihm, eine Cypresse, die schon tiefe Wurzeln geschlagen hatte, auszureißen; aber obwohl der Jünger alle Kräfte aufbot, vermochte er dies nicht mehr.
Darauf sprach der Altvater: "So sind unsere Neigungen beschaffen; so leicht es ist, sie anfangs auszurotten, eben so schwer fällt es hernach, wenn sie durch böse Gewohnheiten tiefe Wurzeln gefasst haben."

Und genau dies bestätigt die tägliche Erfahrung. Wenn dir eine Beleidigung widerfährt, so wirst du alsbald eine Regung des Zornes empfinden; wenn du diesen Funken gleich erstickst, dazu schweigst und die Sache Gott aufopfern, so erlischt das Feuer und du hast davon keinen Schaden, wohl aber ein großes Verdienst. Gibst du aber dieser Regung nach, indem du weiter darüber nachdenkst und deine Gereiztheit auch äußerlich zu erkennen gibst, so wird dieser nicht ausgelöschte Funke mit der Zeit eine große Flamme des Hasses werden. 
Oder es entsteht in deinem Herzen eine kleine Neigung zu einer Person; wenn du dich gleich anfangs von derselben entfernst, wird diese Liebe verschwinden; wenn du aber deiner Neigung weiter nachgibst, wird in kurzer Zeit eine schwere sündhafte Liebe daraus werden.*
Daher müssen wir uns mit aller Sorgfalt hüten, dass wir den wilden Tieren, die uns endlich verschlingen würden, keine Nahrung reichen.

*Praktisches Beispiel: Eine verheirate Frau fühlt sich auf ein neckendes Wort ihres ebenfalls verheirateten Nachbarn auf einmal zu diesem hingezogen. Statt sofort die Flucht zu ergreifen und durch Gebet und Beichte ernsthaft zu versuchen, diese sündhaften Neigungen aus ihrem Kopf zu bringen, denkt sie weiter über ihre "Gefühle" nach und schmiedet Pläne, wie sie den Nachbarn weiter auf sich aufmerksam machen kann. (Womit schon der Tatbestand des Ehebruchs erfüllt ist.) 
Nach einiger Zeit kommt es zu einem gemeinsamen Kinobesuch und zu einer Liebschaft, die in der zivilen "Scheidung" zweier sakramental geschlossener Ehen endet, unter denen insgesamt drei kleine Kinder leiden. 

Dieser fortgesetzte Ehebruch dauert mittlerweile schon 18 Jahre. Alle drei mittlerweile erwachsenen Kinder sind natürlich vom katholischen Glauben abgefallen. Der Ehemann der Frau, deren nicht bekämpfte Leidenschaft zu all den schweren Sünden geführt hat, hat mittlerweile eine Protestantin "geheiratet" und hat mit ihr ein Kind. Ebenso hat die Ehefrau des Nachbarn "wiedergeheiratet".

Obwohl die Frau, die alles ausgelöst hat, seit Jahren weiß, dass sie in schwerer Sünde lebt, bringt sie es nicht fertig, sich von dem Mann, mit dem sie fortgesetzt die Ehe bricht, zu trennen und redet sich schön, sie käme sicher doch noch ins Fegefeuer. (Es gibt aber ein Dogma, das besagt, dass die Seele desjenigen, der im Zustand der persönlichen schweren Sünde stirbt, auf ewig in die Hölle eingeht.) Man sieht hier sehr gut die Lehre des hl. Thomas  von Aquin bestätigt, nämlich, dass Unkeuschheit geistig blind macht.
So kann eine nicht bekämpfte innere Versuchung einer Person zu schweren fortgesetzten öffentlichen Sünden gleich mehrerer Personen führen. 


Freitag, 7. März 2014

Rat und Beispiel der Heiligen zur Abtötung

12. Darum entschließe dich, christliche Seele! jene böse Neigung, die in dir vorherrscht, mit entschlossenem Willen zu überwinden. Ein entschlossener Wille kann mit der göttlichen Hilfe alles überwinden

Der heilige Franz von Sales war sehr zum Zorn geneigt; aber durch die Gewalt, die er sich angetan hat, wurde er ein Muster der Sanftmut und Freundlichkeit und, wie in seinem Leben zu lesen ist, zeigte dies in so vielen Fällen, in welchen er durch Gottes Zulassung mit Unbilden und Schmach überhäuft wurde

Ist dann eine Leidenschaft überwunden, so muss der Christ eine andere zu überwinden suchen; denn wenn auch nur eine in der Seele übrig bleibt, reicht sie hin, ihn in´s Verderben zu bringen. 
Der heilige Joseph Calasanzius sprach: "Auch wenn du alle anderen bösen Neigungen überwindest und nur eine einzige in dir herrscht, so wirst du stets in Unruhe leben."
Und der heilige Cyrillus schrieb: "Wenn man in einem Schiff ein kleines Loch im Boden desselben zuzustopfen außer acht lässt, auch wenn das Schiff ansonsten noch so fest ist, so wird es doch untergehen". Deshalb sagt der heilige Augustinus: "Hast du eine böse Neigung zu Boden geworfen, so tritt sie mit Füßen, und mache dich daran, eine andere zu bekämpfen, die dir Widerstand leistet."

Willst du heilig werden, so rate ich dir, deinen Beichtvater zu bitten, dass er dich jenen Weg führe, der ihm der beste scheint. Sag ihm, er möge dich in keiner Sache schonen, ja überall deinem Willen widersprechen, so oft er es für nützlich erachtet.* „Der gebrochene Wille* ist ein vollkommener Wille," hat ein großer Diener Gottes, der Cardinal Petrucci, geschrieben. 

Die heilige Theresia erzahlt, dass einer ihrer Beichtväter vorzüglich beflissen war, ihren Wünschen immer zu widersprechen und dieser Beichtvater, sagt sie, habe ihrer Seele am meisten genützt. 
Ferner schreibt die seraphische Jungfrau, dass der Teufel sie öfters versucht habe, diesen Beichtvater zu verlassen; so oft sie aber dem Einflüstern des höllischen Geistes Gehör gab, bekam sie von Gott einen bitteren Verweis: So oft ich mich entschloss
(schreibt die Heilige selbst), ihn zu verlassen, hörte ich in mir einen Verweis, welcher mir empfindlicher fiel, als jener des Beichtvaters.

*Anmerkung; in heutigen Zeiten, wo die Beichtväter inklusive der höchsten kirchlichen Hierarchie, geneigt sind, sogar schwere Sünde schön zu reden (z.B. Ehebruch, denn Ehebrecher werden heute genannt "wiederverheiratete Geschiedene"), wird es schwer sein, einen Beichtvater, wie den oben beschriebenen idealen zu finden. Aber bei Gott ist nichts unmöglich. Mit viel Gebet findet man, so Gott will, einen solchen.

** "Gebrochener Wille" bezieht sich hier auf den Willen seinen Leidenschaften und bösen Neigungen nachzugeben. Der Wille heilig zu werden und seine Leidenschaften unter Kontrolle zu bringen, soll natürlich nicht gebrochen werden.



Mittwoch, 5. März 2014

Regeln und Beispiele für die innerliche Abtötung

11. Wir wollen nun zur Übung kommen und sehen, welche die Regeln sind, um die wahre innerliche Abtötung zu erlangen. Vor allem müssen wir zu erkennen suchen, welche Leidenschaft in unserem Herzen die Oberherrschaft hat und uns öfters zur Sünde verleitet; diese müssen wir unbedingt überwinden. 

Der heilige Gregorius sagt, dass wir uns desselben Kunstgriffes bedienen müssen, um den Teufel zu besiegen, dessen er sich bedient, um uns zu überwinden. Er bemüht sich nämlich unablässig, jene Neigung oder Leidenschaft in uns immer mehr und mehr anzufeuern, zu welcher wir am meisten geneigt sind und die in uns die Oberhand hat. 

Und wir müssen uns zuallererst bestreben, gerade diese Neigung zu bekämpfen und zu bezähmen. Wer die vorherrschende Leidenschaft überwindet, wird leicht alle anderen überwinden, wer sich aber von jener Neigung weiterhin wird beherrschen lassen, wird in der Vollkommenheit nie weiter kommen können. 

Was nützt dem königlichen Adler die Stärke seiner Flügel, wenn er am Fuße mit einem Stricke festgebunden ist? Er kann nicht fliegen, sagt der heilige Ephrem. 
O wie viele Seelen würden sich gleich königlichen Adlern hoch zu Gott emporschwingen; weil sie aber von einer irdischen Neigung gebunden sind, so fliegen sie nicht, und kommen in der Vollkommenheit nie weiter.  
Der heilige Johannes vom Kreuz sagt, jeder Faden sei hinreichend, eine Seele aufzuhalten, dass sie nicht zu Gott steigen kann. Außerdem macht derjenige, der sich von einer Leidenschaft beherrschen lässt, nicht nur keinen Fortschritt im geistlichen Leben, sondern (und dies ist noch trauriger) er gibt sich der Gefahr Preis, ewig zu Grunde zu gehen. 

Darum ist es notwendig, dass die Seele ihre Hauptleidenschaft zu überwinden strebt, sonst werden ihr alle anderen Abtötungen wenig nutzen. So ist zum Beispiel manche Seele nicht geizig, aber ehrsüchtig; wenn sich diese in Demütigungen, die ihr begegnen, nicht zu überwinden sucht, so wird ihr ihre Gleichgültigkeit gegen das Geld nichts nützen. 
Eine andere wird nicht ehrsüchtig sein, wohl aber nach Geld Verlangen tragen; wenn sich diese nicht bestrebt, ihre Geldgier abzutöten, so wird ihr die Geduld bei Verachtungen wenig nutzen.





Dienstag, 4. März 2014

Der Heiland lädt seine Freunde zum Myrrhenberge ein

10. Darum sagt der göttliche Heiland, dass Er auf den Myrrhenberge, das ist zum Berge der Bitterkeiten und Schmerzen wandle. Ich will zum Myrrhenberge gehen (Hohel. 4,6). 
Und dahin lädt Er uns ein, Ihm nachzufolgen, wenn wir Seiner Freundschaft teilhaftig werden wollen. 

Willst du, o Christ, den Gekreuzigten umarmen, so musst du entweder gekreuzigt sein, oder gekreuzigt werden, sagt der heilige Petrus Damianus . Und der göttliche Erlöser Selbst sprach zu der seligen Baptista Barani, einer Franziskanerin: „Der gekreuzigte Bräutigam will auch eine gekreuzigte Braut."* 
Darum müssen die frommen Seelen, damit sie Seine wahren Bräute seien, in immerwährender Abtötung und Kreuzigung ihrer selbst leben. 

Sie müssen, nach dem Ausspruche des Apostels, die Tötung Jesu allezeit an ihren Leibern tragen (2. Kor. 4,10); das ist, in allem ihren Tun und Lassen nie den eigenen Willen, sondern allein das Wohlgefallen Jesu Christi suchen, und deshalb aus Liebe zu Ihm ihre Begierden abtöten, denn welche Christi sind, sagt der Apostel, die haben ihr Fleisch samt den Lastern und bösen Gelüsten gekreuzigt (Gal. 5,24).** 
So müssen denn diese Bräute des göttlichen Erlösers alle ihre sinnlichen Neigungen und Leidenschaften an das Kreuz heften, sonst wird sie der Herr nicht als Seine Bräute erkennen.

* Anmerkung: Dieses Wort haben noch bis Anfang des letzten Jahrhunderts fast alle Ordensleute verstanden, und die Heiligen besonders gut, denn sie wollten angesichts eines gekreuzigten Erlösers nicht ohne Leiden sein, um Ihm so ihre Gegenliebe beweisen zu können. Statt über Leiden zu klagen, haben sie ihre vielfachen Leiden aus Liebe zum leidenden Gottmenschen Jesus Christus gerne und in Ergebung in den göttlichen Willen getragen, wissend, dass noch keiner ohne Leiden heilig geworden ist.

** Das schließt natürlich ein, dass man vollkommen aufhören will, zu sündigen und auch nicht die kleinste Sünde freiwillig begehen will.




Montag, 3. März 2014

Jesus Christus, unser Vorbild in der Abtötung

9. Der heilige Joseph Calasanzius pflegte zu sagen: "Der Tag, der ohne Abtötung vorbeigeht, ist verloren."
Jesus Christus hat darum ein Leben voll der Abtötung, Verachtung und Schmerzen führen wollen, um uns zu erkennen zu geben, wie notwendig die Abtötung ist. Daher nannte ihn der Prophet Isaias einen Mann der Schmerzen



Unser göttlicher Heiland hätte die Welt mitten unter Ehren und Freuden erlösen können, aber nein! Er hat sie unter Schmerzen und Verachtungen erlösen wollen; und da Ihm die Freude vorgelegt war, hat Er sie, um uns ein Beispiel zu geben, verachtet, und das Kreuz erwählt (Hebr. 12,2). 
„Durchblättere und lies," sagt der heilige Bernard, „das ganze Leben Christi, du wirst Ihn immer am Kreuze finden." 

Der Heiland selbst hat der heiligen Katharina von Bologna geoffenbart; dass Sein Leiden schon seit Seinem Aufenthalte in dem jungfräulichen Schoße Mariä begonnen habe. 
Er hat bei Seiner Geburt eine Jahreszeit, ein Ort, eine Stunde erwählt, die zu Seinem Leiden vieles beitrug. Sein Leben war arm, unbekannt und verachtet und da Er starb, hat Er den schmerzlichsten, schmählichsten und trostlosesten Tod, den Er nur leiden konnte, erkoren.

Die heilige Katharina von Siena pflegte zu sagen: "Wie eine Mutter, um ihr krankes K
ind, das sie noch stillt, wieder gesund zu machen, eine bittere Arznei nimmt, so nahm Jesus Christus alle Peinen und Schmerzen Seines Lebens auf Sich, um uns elende Kranke zu heilen.


Siehe auch:
Das Leiden Christi ist unser Trost in allen Lebenslagen




Samstag, 1. März 2014

Wer seine Eigenliebe abtötet, kann in kurzer Zeit heilig werden

7.  Alle Eigenliebe hindert die vollkommene Vereinigung mit Gott. Diesen beständigen Kampf gegen unsere Neigungen, um von derselben nicht, hingerissen zu werden, müssen wir mit entschlossenen Willen führen. 
Sowohl die äußerliche Abtötung ist, wie die innerliche, zur Vollkommenheit notwendig, doch mit diesem Unterschiede, dass wir die äußerliche mit Bescheidenheit, die innerliche aber ohne Maß und mit Eifer üben müssen. Und was hilft es wohl, wenn wir den Leib züchtigen und hingegen die innerlichen Leidenschaften nicht abtöten? 

"Was nützt es", schreibt der heilige Hieronymus, "den Leib durch strenges Fasten zu kasteien, wenn wir von Hoffart aufgeblasen sind, kein beleidigendes oder verächtliches Wörtchen, keine abschlägige Antwort ertragen können? Was nützt es, sich vom Weine zu enthalten und vom Zorne gegen denjenigen berauscht zu sein, der uns widerspricht?"  Mit Recht beklagt der heilige Bernard den bösen Stand derjenigen, die sich äußerlich demütig geben, innerlich aber voll böser Neigungen sind! Diese, sagte er, legen ihre Laster nicht ab, sondern decken dieselben nur mit äußerlichen Zeichen der Buße zu.

8. Wenn wir uns dagegen fleißig auf die Abtötung der Eigenliebe konzentrieren, so können wir in kurzer Zeit heilig werden, ohne Gefahr, dadurch der Gesundheit zu schaden oder stolz zu werden, da ja Gott allein Zeuge dieser innerlichen Werke ist. Dies oder jenes Verlangen, diese oder jene Neigung, Erbitterung, Neugierde, Scherzrede und dergleichen gleich im Entstehen zu ersticken; o welch eine schöne Ernte von Tugendwerken und Verdiensten wird dies geben!

Wenn euch in einer Sache widersprochen wird, gebt gern nach, sofern kein Nachteil für die Ehre Gottes zu befürchten ist
Wenn es auf eure Ehre allein ankommt, opfert sie Jesu Christo als ein angenehmes Opfer auf. Ihr bekommt von jemand einen Brief, haltet die Begierde, ihzu öffnen, eine Weile im Zaume, und eröffnet ihn erst nach einiger Zeit. Ihr verlangt den Ausgang einer seltsamen Begebenheit in einem Buche zu lesen; behaltet es euch auf ein anderes Mal vor. Es kommt euch eine Begierde, irgend eine kurzweilige Scherzrede zu sagen, eine Blume zu pflücken oder etwas anzusehen; enthaltet euch dessen aus Liebe zu Jesus Christus. Derlei innerliche Werke können täglich tausendfach geübt werden. 
Pater Leonard von Porto Maurizio erzählt, dass eine Dienerin Gottes, indem sie ein Ei aß, acht innerliche Werke der Abtötung verrichtet habe, und dass ihr geoffenbart wurde, dass sie dadurch acht Grade der Gnade und acht Grade Glorie erlangt habe.

Von dem heiligen Dositheus wird erzählt, dass er durch derlei innerliche Abtötungen in kurzer Zeit zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit gelangt sei. 
Als er, noch in der Blüte seines Alters, krank wurde, konnte er weder fasten, noch andere gemeinschaftliche Übungen verrichten; als die anderen Mönche, als sie sahen, dass er in der Vereinigung mit Gott dennoch so weit gekommen war, verwunderten sie sich darüber und fragten ihn, was für ein Tugendwerk er übe. Dositheus antwortete, seine Tugendübung bestehe hauptsächlich darin, dass er in allen Dingen seinen eigenen Willen abzutöten suche.